Hallo liebe Freunde!
Da ich heuer wohl einen etwas ruhigeren Sommer verbringen werde, erkläre ich euch wie es dazu kam.
Beim Volkssport Nr 1, beim Fußball, ist es mir passiert. Am 19. Mai d.J.! Eine falsche Bewegung und zack – das Kreuzband war gerissen! Es ging alles sehr schnell, weis gar nicht mehr genau wie es dazu kam. Im Krankenhaus wurde ich erstmal untersucht und punktiert (mein Knie war extrem angeschwollen und mit Blut gefüllt). Die erste Nacht verbrachte ich noch zu Hause, ich konnte allerdings kein Auge zudrücken vor lauter Schmerz. Am nächsten Tag wurde ich dann schon stationär aufgenommen.
Mein Gück war es, dass am Do., am 21. Mai ein Feiertag war und somit ein Platz für mich am OP-Tisch frei war. Ansonst hätte ich erst 3 bis 4 Wochen später einen Termin zur Operation bekommen! Inzwischen ist rund ein Monat vergangen und ich darf nun jeden 2 od 3 Tag ins Krankenhaus zur Therapie!
Nun hab ich euch noch etwas Fachwissen zum Thema Kreuzbandriß zusammengeschrieben…
Ein ausreichend großes Rotationstrauma, sowohl am sportlich trainierten, als auch am untrainierten Kniegelenk führt meist, kombiniert mit einem deutlich hörbaren „Kracher“, zu einer der häufigsten Bandverletzungen überhaupt, dem vorderen Kreuzbandriss. Ein sofort auftretender, massiver schmerzhafter Bluterguss im Kniegelenk und ein Instabilitätsgefühl mit Belastungsunmöglichkeit sind die unmittelbaren Folgen.
In der Unfall- bzw. Sporttraumatischen Ambulanz wird in Kombination mit einer Röntgenaufnahme, Ultraschalluntersuchung und klinischen Untersuchung die Diagnose gestellt. Eine Kniegelenksspiegelung, um das gerissene vordere Kreuzband zu entfernen, aber auch um Zusatzverletzungen (Knorpelschäden, Meniskusriss) zu identifizieren und zu versorgen, wird durchgeführt.
Bei komplikationslosem Verlauf kann der Patient tags darauf aufstehen und das Bein, das mit einer speziellen flektierbaren Schiene stabilisiert wird, voll belasten. Eine heilgymnastische Beübung zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur wird angeschlossen.
In Kooperation mit dem Kreuzbandverletzten versucht nun der Arzt, die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen des Patienten herauszuarbeiten und in Kombination mit Alter, Aktivitätsgrad, Lebensumständen und Kooperativität, die bestmögliche individuelle Behandlung anzubieten.
Biomechanisch verhindert das vordere Kreuzband die Translationsbewegung des Schienbeines gegenüber dem Oberschenkel nach vorne und wird dabei von der das Kniegelenk zusätzlich stabilisierenden Muskulatur unterstützt. Das heißt, dass die Funktion eines intakten vorderen Kreuzbandes bei einem Riss zum großen Teil muskulär kompensiert werden kann.
Bei Patienten auf hohem sportlichem Niveau mit Ausübung kniegelenksbelastender Sportarten (Fußball, Tennis, Squash) und einem Alter von weniger als 40 Jahren empfehlen wir die Operation. Sportarten, die geringere Anforderungen an die Stabilität des Kniegelenks stellen, wie Schwimmen oder Radfahren, können mit konservativer, nicht operativer Therapie (Heilgymnastik, stabilisierende Schiene) meist ohne wesentliche Beschwerden weiterbetrieben werden. Da diese, die Therapie beeinflussenden Faktoren nicht absolut sind und ein 50-jähriger, sportlich aktiver Tennisspieler ein stabiles Kniegelenk erwartet, muss auch ihm die Operation angeboten werden. Das heißt, die Entscheidung zur operativen oder konservativen Therapie ist sehr individuell zu treffen.
Die Rekonstruktion wird sekundär (nach 4—6 Wochen) durchgeführt, da, wie in der Literatur berichtet, die Arthrofibroserate (überschießende Narben- und Gewebsbildung) im Kniegelenk und die damit befürchtete Bewegungseinschränkung 3 x geringer ist, als bei akut durchgeführter Rekonstruktion.
An unserer Abteilung im LKH wird die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes mit einem Transplantat aus dem mittleren Drittel des Ligamentum patellae durchgeführt, das heute allgemein anerkannter Standard ist (Band zwischen Kniescheibe und Schienbeinrauhigkeit). Postoperativ kann der Patient 2 Tage nach dem Eingriff aufstehen, voll belasten, das Bein wird mit einer flektierbaren, abnehmbaren Schiene stabilisiert, und es wird mit einem langwierigen postoperativen, heilgymnastischen Behandlungsprogramm begonnen. In dieser Phase hängt der Erfolg der gesamten Behandlung sehr stark von der Kooperation des Patienten ab, da die Operation – so perfekt sie auch ausgeführt wird – nur einen Teil des Endergebnisses darstellt.
Leichte sportliche Betätigung (Radfahren, Laufen auf ebenem Gelände) kann ca. 3 Monate nach dem Eingriff, kniebelastende Sportarten nach frühestens 6 Monaten aufgenommen werden. In der Regel kann nach dem Eingriff das vor der Verletzung bestehende Aktivitätsniveau wieder erreicht werden, bis dorthin ist es meist für den Patienten, wie auch für den Arzt ein steiniger Weg.
Dr. Thomas Wallner
Oberarzt der Unfallabteilung am Landeskrankenhaus Bad Ischl